Tag 6: Kein Haus in Montevideo

Reichlich bewaffnete Sicherheitsleute. In Montevideo blickt man schnell in den Lauf einer "Shotgun"....

Das hat man sich echt anders vorgestellt: Montevideo. Schon mit dem Name verbindet man - nicht nur wegen des Schwarz-Weiß Klassikers mit Curd Goetz - eine gewisse Seemannsromantik à la Hans Albers. Ein bisschen abgeblätterter Charme, koloniale Architektur und so weiter. Der aus dem Hause Stefan Loose stammende Reiseführer neuester Auflage schwärmt gar von einsetzender "Gentrifizierung", also Bauprojekten von Galerien, Wohnvierteln und Hotels durch wohlhabende Investoren, die den Charme der "ehemaligen Schweiz Südamerikas" wiederauferstehen lassen würden. Das alles ist kompletter Quatsch.

Fettes Barbeque: An den "Estancias" im Mercado del Puerto ist die Auswahl sehr groß. Die Hygiene in Küchen vor allem aber in den WCs ist einfach unterirdisch. Ein Bild wollten wir nicht posten.
Montevideo, die Hauptstadt Uruguays, sollte man einfach meiden. Es sei denn man fährt total auf Mate-Tee ab und übel verdreckte Toiletten machen einem nichts aus. Ein ganzer Reisetag ist mit einem Ausflug nach Montevideo schnell veschenkt. Schon die teure Überfahrt auf der als modern gepriesenen Katamaranfähre des Reederei-Reiseunternehmens "Buquebus" von Buenos Aires ist mit drei Stunden recht lang. Dafür können natürlich die Uruguayer und die Argentinier nichts. Sollte es aber an Bord zu einem wie auch immer gearteten Unglück (z.B. Feuer) kommen, dürfte es das Unternehmen mit Sicherheit aufgrund der absolut mangelhaften Sicherheitseinrichtungen zu traurigem Weltruhm bringen. Jetzt weiter zu meckern wäre vermessen - es gäbe ja auch eine deutlich teurere Flugverbindung.
Was aber dann richtig enttäuscht ist Montevideo selbst. Überall herrscht Verfall und schlechte Laune. Anders lässt es sich nicht auf den Punkt bringen. Richtig sicher fühlt man sich aufgrund der vielen bewaffneten "Security-Leuten" auch in der Fußgängerzone nicht. Wenn man neben mehreren Uniformierten mit Pumpgun oder 38er Colt an den Geldautomaten treten muss, kommt rasch der Verdacht auf, dass es hier wohl öfter zu "Zwischenfällen" kommt. Der im Loose Travel-Guide geschickt umschriebene "lokal übliche Preisaufschlag" für z.B. Brot zum Essen ist schlicht Touristenabzocke. In jedem (!) Laden oder Lokal werden Touristen Dollarkurse zum utopischen Kurs berechnet. Ein 0,5 Liter Bier kostet plötzlich 6 US-Dollar während nebenan das Pils namens Zillertal (kein Scherz) für 40 Uruguay-Pesos, also umgerechnet zwei US-Dollar, an Einheimische über die Theke geht. An Rabatt für "Locals" hat man sich ja inzwischen weltweit gewöhnt - auch wenn man als Einheimischer am Alex seine Wurst immer noch nicht billiger als die Touris bekommt. In Montevideo geht das Abkassieren beim Essen im Restaurant, bei den Preisen für Kleinkunst, selbst für T-Shirts vom lokalen Fußballverein munter weiter. Meist fliegen zwischen den Verkäufern noch schnell ein paar Worte hin und her, dann kommt mit breitem Grinsen der überhöhte Preis rüber. Und wer dann dankend ablehnt, wird ignoriert. Das steht leider so in keinem Reiseführer. Eine Ausnahme - das sei zur Ehrenrettung gesagt - gibt es. Taxifahrer berechnen alles korrekt. Das liegt aber offenbar an den vom Staat geeichten Taxametern.
Den Müll in Montevideo holen Männer mit Pferdekarren ab.
Alles in allem ist das sehr schade. Denn auch Museumsbesuche, so hören wir von anderen Touristen, werden durch plötzliche Eintrittsaufschläge zum Ärgernis. Wer von vornherein kein Problem mit dieser Einstellung der Montevidianer hat, wird vielleicht noch zurecht kommen. Aber für "Durchreisende" oder Kurzbesucher ist der Besuch in der Hauptstadt Uruguays über wie ein Kropf.
Und: Kein Haus in Montevideo hat uns wirklich gefallen. Leider...






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