Tag 8: Die Per(r)onistas von Buenos Aires

Rodriguez ist einer der "Hundeflüsterer" von Buenos Aires.
Der Name Perón hat in Argentinien einen ganz eigenen Klang und gehört unverbrüchlich zur einstigen Präsidentenfamilie. Morgens beherrschen im feinen Stadtteil Recoleta jedoch ganz andere Per(r)onisten das Bild. Denn Perro mit zwei "r" heißt auf Spanisch Hund und in ihre Vierbeiner sind die Porteños, wie sich die Menschen in Buenos Aires gerne nennen, ganz verliebt. Nur wohin mit dem treuen Freund, wenn man den ganzen Tag im Büro oder Geschäft ist? Dafür hat sich ein ganz eigener Berufszweig gebildet. Den Begriff "Perronista" würden die Hundebetreuer natürlich ob der Verwechslungsgefahr mit der Präsidentenfamilie niemals verwenden.
Bis zu 25 Hunde nimmt ein "Per(r)onista" an die Leine. Alle Rassen sind vertreten vom
 Labrador bis zum Pinscher.
Rodríguez (28) fällt mit seinem bunten Pelzknäuel am Zeitungskiosk sofort auf. Mit seinem Kumpel Jorge trinkt er immer um 9 Uhr seinen Mate-Tee - da hat er schon 15 Hunde im Schlepptau. "Faltan cinco más", es fehlen noch fünf, lacht er, während wir uns wundern, wie brav die Hunde nebeneinander sitzen. Es sind so ziemlich alle Rassen vertreten. Vom Mops über den Labrador, vom Pinscher bis zum Cockerspaniel. Seltsam auch, dass alle 15 Leinen nicht verheddert sind und alle Hunde still sind und brav "Sitz" machen. Rodríguez ist echt der Hundeflüsterer. Vor ein paar Jahren, als er mit dem Hunde-Sitting anfing, so sagt er, musste er lange trainieren, bis er sein oft auch wechselndes Team aus Nachbarschaftshunden im Griff hatte. Das Geheimnis der Friedlichkeit will er auch nach hartnäckigem Fragen nicht rausrücken, sondern nimmt uns mit auf einen kleinen Spaziergang in den Park. Dort haben sich schon andere Hunderudel eingefunden. Wie kleine Pelzinseln sind sie über den grüne Park verteilt.
Man merkt schnell: Leicht ist die Arbeit nicht. Denn jedes Geschäft seiner Klientel muss Rodríguez mit Palstikbeuteln aufsammeln und in entsprechende Hundeklo-Behältern entsorgen. Ansonsten würde die Stadt das Hunde-Sitting mit Sicherheit sofort verbieten, meint der junge Argentinier. Und auch das Püschern ist nur an bestimmten Stellen im Park erlaubt, finden sich doch auf den Grünflächen zur Mittagspause gleich Hunderte Angestellte zum Entspannen ein.
Im vornehmen Stadtteil Recoleta sind Hunde ein Statussymbol.
Rodríguez kennt seine Hunde alle genau und natürlich mit Namen. Sie bekommen teilweise unterschiedliches Futter und wenn etwas mit dem Fiffi mal nicht stimmt, ist es meist Rodríguez, der es als erstes entdeckt. Der Service umfasst das volle Programm: von der Abholung bis zur Abgabe - immer direkt an der Haustür. Auch im 14. Stock. "Aber nur, wenn es einen Aufzug gibt", grinst Rodríguez, dessen Arbeitstag gegen täglich gegen 17 Uhr endet.
Den Begriff "Perronista" fand Rodríguez übrigens ganz cool. Darauf könnten ja nur pragmatische Deutsche kommen, meint er, während er auf seinen etwas steif dreinschauenden Schäferhund schielt.


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