Tag 16: Gletschereis und Pisco Sour

Die Abbruchkante des Grey-Gletschers am gleichnamigen Lago Grey.

Ein Drink mit echtem, tausend Jahre altem Gletschereis - das hört sich zunächst einmal ganz gut an. Um aber an das Eis heranzukommen, gibt es genau zwei Möglichkeiten. A: Die sechsstündige Wanderung vom Lago Grey (benannt nach seinem Entdecker) über einen eher für Bergziegen geeigneten Pfad voller Lavageröll bis zur Eiskante. Oder B: Mit dem Boot über den See direkt an den Gletscher selbst. Nach dem gestrigen, langen Marsch über die Plänen des Torres del Paine entscheiden wir uns für die leider etwas touristische aber dann doch wieder bildgewaltige Bootstour.
Von Weitem sieht alles noch recht sicher aus - ist es aber nicht...












Jedem etwas schiffserfahrenen Reisejournalisten sträuben sich beim Anlegen der leicht verschimmelten Schwimmwesten bereits die Haare. Doch das etwa 15 Jahre alte Passagierschiff "Grey 2" mit seinen fest verschweißten Blechsitzen ist in Sachen Sicherheit etwas ganz Besonderes: Es gibt sie einfach nicht. Das Schiffchen (sehr schmal und hoch) ist für maximal 45 Personen zugelassen. Die Besatzung karrt fröhlich 60 Leute an Bord, so das einige eben keinen Sitzplatz haben und sich wie in einem überfüllten Bus an Haltestangen krallen müssen. Später, auf der Brücke haut der Käpt'n doch ernsthaft den Scherz raus, dass die Schwimmwesten ohnehin nur dafür da wären, um nach einem Untergang die Leute im Wasser noch zu finden - das hat nämlich gerade mal 4 Grad, Überlebenschance: 4 Minuten...
Doch die Stimmung ist gut und kaum, dass wir mit dem kleinen Tenderboot an Bord gebracht wurden, stürmen die ersten Amerikaner bereits vorne zum Bug, um dann etwa eine Stunde bis zur Ankunft am Gletscher im kalten Fahrtwind zu stehen. Je näher man dem Gletscher mit seinen drei Zungen, die aus 40 Metern Höhe in den See brechen, kommt, umso härter bläst der Wind wie durch einen Trichter über den See. Während die ersten Amerikaner jetzt wieder in die Kabine kommen, geht es für mich an die Arbeit. Große, tiefblaue Minieisberge, die der Gletscher gekalbt hat, treiben vorbei. Das tiefe Blau im Eis kommt durch den großen Druck zustande, der alle Luftbläschen und -einschlüsse und somit fast allen nicht gebundenen Sauerstoff aus dem Eis gedrückt hat. So bricht sich das Licht anders (Chemiker bitte weglesen...).
Und die Fahrt auf dem kleinen Seelenverkäufer hat sich tatsächlich gelohnt. Als Dreingabe reicht die Mannschaft nun ein chilenisches Nationalgetränk: den Pisco Sour. Ein grappaähnlicher, allerdings fermentierter Traubenmost (3 Teile), der mit Limettensaft (ein Teil), Zuckersirup und Eiklar vermengt wird.   Ach ja, und in den Pisco Sour kommen natürlich frisch aus dem Gletschereis gehakte Eisstücke.
Immer für einen Scherz zu haben: der Kapitän der "Grey 2".

Bis auf 30 Meter ging es per Schiff an die Eiskante.

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