Tag 17: Gaucho-Feeling mit Sorpresa


Eine Estancia in Patagonien - wie gemalt!
Es hat ja etwas von Western-Romantik. Auch wenn man vom Wilden Westen ca. 8.000 Kilometer entfernt ist. In Argentinien und Chile gehören die Gauchos halt wie das Gras zur Pampa. Und umso größer ist die Freude, wenn man den echten "Herren der Pampa", live und in Farbe ganz überraschend begegnet. Vor allem zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Um etwas über diese Geschichte und über den Selbstversuch als Gaucho-Reiter zu erfahren, muss man:
Mit den schweren Ford-Bullis sind wir schon auf der Rückfahrt von einem langen, ereignisreichen Tag, als wir in der Abendsonne noch einmal am Fotomotiv Nr. 1, den Torres del Paine vorbeifahren. Klar, dass jeder noch einmal bei diesem Traumwetter einen Schnappschuss machen möchte. Doch plötzlich kräht unser neuer Freund Francesco Schulz (so heißt er wirklich, wegen deutscher Vorfahren) vom Rücksitz: "Mira! Gauchos a la derecha!" Und tatsächlich: Da traben doch auf der rechten Seite zwei der landestypischen, offenbar auf einer nahen Estancia arbeitenden Gauchos genau vor der Postkartenkulisse vorbei. Chris, unser Guide, springt aus dem Fahrzeug und wirft den verwegenen Reiterburschen tatsächlich zwei Dosen Fanta zu. Was diese wiederum mit einem richtig sportlichen Galopp quittieren. Wieder vor diesem Hintergrund. Die Fotos sprechen einmal mehr für sich.

Am nächsten Tag ist es dann soweit - wir versuchen es selbst. Auf einer nahen Estancia warten auf unsere kleine Gruppe mehrere Pferdchen und ein echter Gaucho. Pablo macht seinen Job schon seit Jahrzehnten und mit Touristen reitet er eine wirklich bezaubernde Tour durch den valdivianischen Wald . Alles sieht hier wie gemalt aus. Von den alten Landmaschinen, die schon vor vielen Jahrzehnten ausgedient haben bis hin zu den fast schon norddeutsch anmutenden Farm-, bzw. Bauernhaus.
Doch nun gilt's: Ausritt auf der Estancia! Das geht hier eher wie Westernreiten. Man reitet mit den Zügeln in einer Hand, mit denen man den Vierbeiner sehr schön dirigieren kann. Ansonsten hilft wie üblich natürlich leichtes Antreiben mit den Hacken. Auf die kunstvollen Silbersporen der Gauchos wurde dankbarerweise verzichtet und sogar einen Helm und Ledergamaschen hat Pablo für uns bereit gelegt. Mein Pferd heißt ausgerechnet "Sorpresa", was übersetzt "Überraschung" bedeutet. Schönen Dank. Doch "Sorpresa" stellt sich als recht ruhige Pferdedame heraus. Denn normalerweise haben haben die südamerikanischen Hafermotoren ein besonderes Temperament.
Der Ausritt ist ein echtes Highlight. Die wunderschöne Landschaft und die Ausdauer und Zähigkeit der Pferde ist wirklich beeindruckend. Was heute oft mit großen Pickup Jeeps erledigt wird, mussten früher die Gauchos mit ihren Pferden erledigen. Und noch heute sind die Pferde erste Wahl bei den Estancia-Arbeitern, wenn es gilt, die Zäune der Rinderfarmen zu kontrollieren oder das Vieh auf den unglaublich weitläufigen  Gütern einzufangen. Mit Hund und Pferd kommt man da heute immer noch besser zurecht als mit Jeep und Funkgeräten.
Kerstin ist viel erfahrener.

Die drei Stunden Ausritt über einen schönen Bergrücken sind leider allzu schnell vorbei. Doch für die geleistet Arbeit bekommt "Sorpresa" einen schönen Apfel. Schnaubend bedankt sie sich und am Abend merkt man als völlig ungeübter Reiter, wo hinten und vorne ist...
Pablo - ein Gaucho mit Herz und Seele. Und Geduld...

Begegnung mit Wildpferden im valdivianischen Wald.

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