Tag 11: Das echte Kap Hoorn

Wahnsinns-Licht beim Sonnenuntergang. Die Stella Australis beim Auslaufen vor Ushuaia.
Das Licht der untergehenden Sonne sieht von Deck aus, als ob der Herrgott einen Glutofen in den Bergen angefacht hätte. Feurig leuchtend versinkt die Sonne hinter der Gebirgskette, als die Stella Australis den Hafen von Ushuaia verlässt. Alle Passagiere haben sich an Deck des kleinen chilenischen Explorer-Kreuzfahrtschiffs der Reederei Cruceros Australis versammelt, um dem gigantischen Anblick beizuwohnen. Das nächste Ziel am nächsten Morgen: Kap Hoorn. Jene sagenumwobene Inselgruppe, die den südlichsten Punkt Südamerikas bildet und deren Riffe zum kalten Grab so manchen Seemanns wurden.

Tag 12: La Tierra del Fuego

Vom Biber gestaut: Der Märchensee bei Wulaia.
Wie im Discovery-Channel mit Full HD gleiten seit Stunden die Ufer der Fjorde Feuerlands an unserem Kabinenfenster vorbei. Eine so ursprüngliche Landschaft, die jetzt im Herbst bei dem langen, blauen Licht ihren Reiz einfach noch stärker entfaltet. Der Wind ist fast völlig eingeschlafen und die Wasseroberfläche vor der Insel Navarino (Chile) ist glatt wie ein Spiegel. Selbst beim Anlanden im legendären Wulaia, einem entlegenen Außenposten südlich von Ushuaia, reichen leichte Wanderkleidung und Trekkingschuhe.

Tag 13: Die Insel der Pinguine

Gustav und Rüdiger (so haben wir die beiden Fotomodels getauft) betrachten neugierig die beiden Kreuzfahrtschiffe
Irgendwie sind sie wie kleine, liebenswerte Tolpatsche: Mal tapsig, mal teilnahmslos oder auch mal trottelig. Aber eines ganz bestimmt - großartig zu beobachten! Die Magellan-Pinguine von der Isla Magdalena, einige Seemeilen östlich von Punta Arenas. Es wird ein hautnaher Besuch bei der faszinierenden Brutkolonie auf der relativ großen Insel, auf der ein Leuchtturm die einzige menschliche Behausung ist. Ansonsten ist dies: Pinguin-Land!!!

Tag 14: Tierra Patagonia oder Paradise is here...

Wie ein Postkartenmotiv: Der Lago Nordenskjöld bei Windstille vor dem Paine Massiv.

Unter den jungen Männern und Frauen des israelischen Militärs gilt er als das dem Paradies am nächsten kommende "Himmelreich auf Erden". Der Nationalpark "Torres del Paine" im Süden Chiles. Zu Hunderten kommen die Israelis nach ihrem zweijährigen Wehrdienst in den Sommermonaten in den Torres del Paine, um die Knarre gegen die Wanderstöcke zu tauschen. Trekking statt Manöver, Foto-Safari statt MG-Schießen. Und die bildgewaltige Landschaft Patagoniens vermittelt tatsächlich beinahe schon eine religiöse Friedlichkeit. Wer einmal vor Ort war, wird diese Eindrücke niemals mehr vergessen. Und jetzt, mitten im Herbst, also Ende März, ist die Zahl der Besucher des Parks auf ein Minimum geschrumpft.

Tag 15: Der Flügel des Kondors

Blick von der Bar des Tierra Patagonia: Noch Fragen?
Es ist gerade einmal drei Jahre jung - das Hotel Tierra Patagonia. Gebaut auf einer riesigen Estancia, kurz vor den Toren des Nationalparks Torres del Paine. Und es ist, so darf man getrost annehmen, nur mit sehr, sehr guten Connections möglich, an dieser exponierten Stelle ein derart luxuriöses Resort zu errichten. Aber es ist schlicht gesagt eine Komposition aus absolut gelungener, naturkonformer Architektur und einem ungezwungenem High-End-Standard, der seines Gleichen sucht. So ist der teilweise zweistöckige, lang gestreckte Bau, der fast 250 Meter misst, aus einer Entfernung von sechs Kilometern Luftlinie mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen. Die gesamte Dachkonstruktion, die wohl an den Flügel eines Kondors erinnern soll, ist durch die Deckung mit Holz einfach nicht auszumachen. So perfekt hat der Architekt das Gebäude in die Landschaft integriert.

Tag 16: Gletschereis und Pisco Sour

Die Abbruchkante des Grey-Gletschers am gleichnamigen Lago Grey.

Ein Drink mit echtem, tausend Jahre altem Gletschereis - das hört sich zunächst einmal ganz gut an. Um aber an das Eis heranzukommen, gibt es genau zwei Möglichkeiten. A: Die sechsstündige Wanderung vom Lago Grey (benannt nach seinem Entdecker) über einen eher für Bergziegen geeigneten Pfad voller Lavageröll bis zur Eiskante. Oder B: Mit dem Boot über den See direkt an den Gletscher selbst. Nach dem gestrigen, langen Marsch über die Plänen des Torres del Paine entscheiden wir uns für die leider etwas touristische aber dann doch wieder bildgewaltige Bootstour.

Tag 17: Gaucho-Feeling mit Sorpresa


Eine Estancia in Patagonien - wie gemalt!
Es hat ja etwas von Western-Romantik. Auch wenn man vom Wilden Westen ca. 8.000 Kilometer entfernt ist. In Argentinien und Chile gehören die Gauchos halt wie das Gras zur Pampa. Und umso größer ist die Freude, wenn man den echten "Herren der Pampa", live und in Farbe ganz überraschend begegnet. Vor allem zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Um etwas über diese Geschichte und über den Selbstversuch als Gaucho-Reiter zu erfahren, muss man:

Tag 18: Schleswig-Holstein mit Vulkan

Das Land, wo Milch und Honig fließt: die Region um den Llanquihue-See.
Ganz ehrlich: Plötzlich sieht es aus wie an der Schlei in Schleswig Holstein. Auf sattgrünen Wiesen grasen friedlich Schwarzbunte, gelbe Butterblümchen wiegen sich im Wind, die Holzhäuschen sehen mit ihrem leicht viktorianischen Giebelgezier aus wie die an der Ostsee zu Omas Zeiten. Eine Tafel am am hölzernen Gartenzaun lädt auf Deutsch zu Kaffee und Kuchen. Und das mitten im "Kleinen Süden" Chiles. Unglaublich! Doch Tatsache. Im kleinen Örtchen Fruttilliar am Llanquihue-See steht im Gebäude der örtlichen Löschgruppe sogar ein Löschfahrzeug 16 (LF 16) mit der spiegelverkehrten Aufschrift "Feuerwehr", gestiftet von der Stadt Herten. Eine Bilderbuch-Landschaft, wo Milch und Honig zu fließen scheinen. Und über allem thront der Osorno. Der 2652 Meter hohe Vulkan ist perfekt geformt und wirkt irgendwie fehl am Platz. Denn im echten Schleswig-Holstein gibt es ja auch keinen Feuerberg...

Tag 19: Home of the Hobbit

Das Bioreservat Huilo Huilo. Mittendrin steht das Hobbit-Hotel.
Als kleiner Junge, beim Spielen im Wald, hat man davon geträumt: ein Baumhaus in der Krone einer alten Buche mit allem erdenklichen Komfort, Holzstege in den Wipfeln der Tannen, so dass man nicht hinunter klettern muss. Das Baumhaus im heimatlichen Sauerland gab es übrigens (allerdings nur ein paar Bretter und eine olle Matratze). Was aber ein gewisser Herr Victor Petermann da in den dichten Wäldern im Süden Chiles, in Naturreservat Huilo Huilo, erschaffen hat, sucht Seinesgleichen. Steht man vor dem Wald-und Bio-Resort im entlegenen Naturschutzgebiet, fällt einem nur noch "Home of the Hobbit" ein. Petermann hat einen Jugendtraum wahr werden lassen. Auf höchstem Niveau und das Ganze auch noch nachhaltig... Es ist wie in einem Märchen.

Tag 20: Der Flug des Kondors und eine warme Wanne

An einem Canopy-Seil geht es 520 Meter durch den Wald, 90 Meter über einer Schlucht.
Nix für Leute mit Höhenangst: In den tiefen Wäldern des Naturreservates Huilo Huilo haben sich ein paar pfiffige Jungs, geduldet von Bioreservatbesitzer Victor Petermann, ihre ganz eigene Geldquelle erschlossen: Touristen zum "Canopy" zu bringen. Als unerschrockener Sauerländer und Reisefreund habe ich das Zip-Lining, wie es auf Englisch heißt, schon einige Male gemacht. Die Länge der Seile, die die Canopy-Jungs in die alten, bis zu 40 Meter hohen Nothofagusbuchen den Bergen um Huilo Huilo gespannt haben, ist nichts für Leute mit Höhenangst. Das längste Stahlseil misst 520 Meter und ist ca. 90 Meter über Grund, während man mit Gurtzeug und Seilrolle mit ca. 70 km/h daran entlang rast. Wie gut, dass man am Nachmittag die Nerven beruhigen kann - an den heißen Pirihueico-Quellen der Mapuche-Indianer ...

Tag 21: Thermik-Tanz auf dem Vulkan

Blick in den rauchenden Krater des Villarrica (2847m).
Das Highlight einer Reise ergibt sich oft unverhofft. So auch auf dieser Südamerika-Tour. Mit dem Jeep fahren wir bei zum ersten Mal strömendem Regen im leichten Nebel allein auf einer üblen Schotterpiste Richtung Pucón. Der Weg führt durch die Berge und das Team im Hotel hatte von der Strecke mit der Nummer T29 wegen der nassen Holzbrücken und plötzlich auftretender, reißender Regenwasserbäche abgeraten. Aber es soll ja nun ein Abenteuerurlaub sein und die strapaziöse Fahrt wird am Ziel mit einer abendlichen Begegnung belohnt, die eine unerwartete Folge hat: Den Flug über den Vulkan Villarrica! Ein Tanz mit der kleinen Cessna in den Turbulenzen über dem aufsteigenden Kraterdampf. Und das kam so:

Tag 22: Wo der Wein wächst

Bald ist Erntezeit: Überall wächst der Wein in der wasserreichen Region Colcheagua.

Immer weiter geht unsere Fahrt nach Norden. Über die wirklich prima ausgebauten chilenischen Autobahnen Richtung Talca und San Fernando. Und während wir eine der (leider zahlreichen) Mautstationen passieren, stehen plötzlich rechts und links der Autobahn unübersehbar viele Rebstöcke. Wein über Wein. Sattgrüne Blätter, in deren Schatten dicke, blaue Reben wachsen. In etwa einem Monat ist Erntezeit und dann ist das Colcheagua, die Heimat des bekannten und wohl besten chilenischen Weines, wieder Schauplatz einer gigantischen Traubenlese.

Tag 23: Wäscheklammern und Gummistiefel



Die schrill bunten Furniculares (Kabinenaufzüge) erleichtern es, in die höher gelegenen Viertel von Valparaíso zu gelangen. Sie sind teilweise weit über 100 Jahre alt und im Originalzustand!
Boutique-Hotels sind nicht jedermanns Sache. Betonung liegt auf Mann. Denn dem fehlt in den kleinen, gepflegten, meist von Privatleuten betriebenen und durchaus edlen Stadt-Pensionen meist ein Pool zum Entspannen, eine richtige Bar, um Leute zu treffen. Und auf TV-Programme mit Fußball aus Europa wird auch nicht wirklich Wert gelegt. In Valparaíso, dem "Hafen" von Santiago de Chile, steigen wir im Zero ab. Top-Lage, am Hang über dem Hafen. Der Lady gefällt's richtig gut - doch gemeinsam erleben wir leider eine  Enttäuschung. Warum man bei einem Besuch in Valparaíso immer ein paar Gummistiefeln und eine Wäscheklammer im Gepäck haben sollte: