Tag 1: Brasilianische Hitze und kühle Schweden

Airport Sao Paulo - Hier fahren noch die guten alten VW Bullis als VIP-Shuttles.

Geduld geht echt anders. Wer den Internationalen Flughafen von Sao Paulo (und seine Beschilderung) kennt, den kann eigentlich nichts mehr erschüttern. So ist die Stimmung in der gefühlt drei Mal so langen Warteschlange wie für eine Achterbahnfahrt im Phantasialand alles andere als heiter. Zumal es nur noch 15 Minuten bis zum Abflug des Anschlussfluges sind und die Boeing 777 der TAM Airline aus Frankfurt schon zackige 2 1/2 Stunden Verspätung hatte. Bis zur Passkontrolle dauert es in dieser Schlange mit Sicherheit noch 30 Minuten. Man ist genervt. Nur die lustige Gruppe von Schweden, die sich vier Absperrbandwindungen hinter uns tummelt, bringt das scheinbar nicht aus der Ruhe. Offenbar fliegt die Smörrebröd-Kombo auch ins brasilianische Foz do Iguacu (das heißt wirklich so), um jene sagenhaften Wasserfälle an der argentinischen Grenze zu bestaunen.

Schon bei dem extrem verspäteten Abflug in Frankfurt waren die Schweden durch ihre eiskalte, ja geradezu stoische Ruhe aufgefallen, während alle anderen Passagiere schon schon mit den Hufen scharrten. Wie anders aber die Menschen (aus)ticken können, zeigt dann das kleine Drama an Bord der Maschine nach Foz de Iguacu.

Tag 2: Die Gurgel des Teufels



Abermillionen Liter Wasser rauschen in Sekunden aus 70 Metern in die Tiefe. Ein gigantisches Schauspiel - und man ist ganz nah dran.

Das dumpfe, unaufhörliche Dröhnen wird immer lauter. Je näher man den gewaltigen Wasserfällen mitten im tiefgrünen Dschungel an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien kommt. Wie ein dichter Schleier stauben Gischtfontänen aus bis zu 70 Metern Tiefe in den Himmel. Auf einem schmalen Steg kommt man ganz nah heran an die "Garganta del Diablo", der Gurgel des Teufels. Schon die ersten Europäer, jene spanischen Konquistadoren, die vor fast 500 Jahren zum ersten Mal vor diesem gewaltigen Naturschauspiel standen, waren fasziniert. Unvorstellbare Wassermassen des Iguacu stürzen hier von einer fast 2,7 Kilometer langen Abbruchkante in die Tiefe. Tosend. Brüllend. Am lautesten eben in der halbkreisförmigen Teufelskehle. Großes Wasser bedeutet der Name Iguacu in der Sprache der indigenen Guaraní-Indianer. Ein wahrhaft magischer Ort. Besonders, wenn frühmorgens die Sonne ihr Haupt über der Schlucht erhebt oder am Abend auf argentinischer Seite spektakulär versinkt.

Tag 3: Rapel - am Seil in die Schlucht

Adrenalin pur: 55 Meter über den Wasserfällen des Iguacu kann man sich als Tourist abseilen.

Gleich vorweg: Der TÜV hätte diese Anlage schon vor Jahren dicht gemacht. Keine Frage. Doch der sehr verwitterte Charme der Stahlkonstruktion des kranähnlichen Auslegers, der über die Schlucht des Iguacu ragt, erhöht so nur noch den Adrenalinspiegel. Daniel, braungebrannt und sehnig, ist der Coach fürs "Rapelling". Rapel ist eigentlich portugiesisch für Seil, die Amis machten daraus schnell ein Kunstwort und sprechen es ,räpällink' aus. 55 Meter über der Schlucht laufen von der Spitze des grünen Auslegers zwei Seile nebeneinander in die Tiefe. Bis unten zum Ufer des tosenden Iguacu. Von oben hat man einen wirklich schönen Blick auf die Fälle, der aber definitiv nur was für Schwindelfreie ist. Denn statt Planken hat man ein luftiges Drahtgeflecht unter den Füßen, dass einen permanent daran erinnert, wie hoch man hier ist.

Tag 4: Echte Tränen für Evita

Das Grab der Eva Perón. Evita ist noch heute eine Ikone für die Argentinier.
In Buenos Aires gibt es ein Sprichwort: Noch schwieriger als eine (bezahlbare) Wohnung im noblen Stadtteil Recoleta zu bekommen, sei ein Platz auf dem hiesigen Friedhof zu ergattern. Damit haben die "Porteños", wie sich die Einwohner Buenos Aires selbst gerne nennen, zweifellos recht. Der Cementerio de Recoleta ist einzigartig - auch wenn die Bewohner freilich nichts mehr davon mitbekommen. Kurz hinter einem schmiedeeisernen Portal reihen sich wirklich beeindruckende Monumente aus Marmor und Granit aneinander. Grabstätten der reichen Familien. Hier ruhen argentinische Präsidenten, Generäle, Dichter, Denker, Musiker und auch Helden der Unabhängigkeit. Persönlichkeiten der Geschichte - auch unterschiedlichster politischer Couleur - haben hier ihre letzte Ruhe in den wuchtigen mit Engeln verzierten Gräbern gefunden. Gleich nebeneinander. Ganz friedlich.

Tag 5: Malvinas oder Falklandinseln?


Wenn es um ein paar Inseln geht, versteht der Argentinier keinen Spaß. Es ist der Tag des Referendums auf den britischen Falklandinseln, als wir auf dem Plazo de Mayo im Zentrum von Buenos Aires in eine Protestkundgebung geraten. Mahnend ragen weiße Holzkreuze in den blauen Himmel - im Gedenken an die Opfer, als sich die Argentinier 1982 im Krieg mit den Engländern eine blutige Nase aber auch eine nicht verheilen wollende Wunde holten. Las Islas Malvinas (niemals anders würden die Argentinier "ihre" Inseln nennen) und deren englische Besatzer haben von der Nation 400 Söhne gefordert.

Tag 6: Kein Haus in Montevideo

Reichlich bewaffnete Sicherheitsleute. In Montevideo blickt man schnell in den Lauf einer "Shotgun"....

Das hat man sich echt anders vorgestellt: Montevideo. Schon mit dem Name verbindet man - nicht nur wegen des Schwarz-Weiß Klassikers mit Curd Goetz - eine gewisse Seemannsromantik à la Hans Albers. Ein bisschen abgeblätterter Charme, koloniale Architektur und so weiter. Der aus dem Hause Stefan Loose stammende Reiseführer neuester Auflage schwärmt gar von einsetzender "Gentrifizierung", also Bauprojekten von Galerien, Wohnvierteln und Hotels durch wohlhabende Investoren, die den Charme der "ehemaligen Schweiz Südamerikas" wiederauferstehen lassen würden. Das alles ist kompletter Quatsch.

Tag 7: Tango mit Touristen

Die Porteños in ihrem Element. Der Tango wird zelebriert. Auch wenn es dem Hund egal ist...
Wie erfrischend anders ist Buenos Aires! Nach einem verschenkten Tag in Montevideo (Uruguay) macht es einfach Spaß sich in dieser weltoffenen und mondänen Stadt zu bewegen. Am besten lässt man sich vom panischen Geschwätz anderer Touristen, wie gefährlich die Stadt sei, nicht verrückt machen. Unvergessen das deutsche Unternehmerpaar, dem wir bei den Ankunft begegneten, die wutschnaubend erklärten, schon nach drei Stunden überfallen worden zu sein. Jetzt sei die irre teure Rolex und die bezaubernde Gucci- Handtasche weg. Der Lady beim Einsteigen ins Taxi einfach vorm Arm gerissen, blauer Fleck inklusive. Ein solcher Leichtsinn ist fast schon strafbar.

Tag 8: Die Per(r)onistas von Buenos Aires

Rodriguez ist einer der "Hundeflüsterer" von Buenos Aires.
Der Name Perón hat in Argentinien einen ganz eigenen Klang und gehört unverbrüchlich zur einstigen Präsidentenfamilie. Morgens beherrschen im feinen Stadtteil Recoleta jedoch ganz andere Per(r)onisten das Bild. Denn Perro mit zwei "r" heißt auf Spanisch Hund und in ihre Vierbeiner sind die Porteños, wie sich die Menschen in Buenos Aires gerne nennen, ganz verliebt. Nur wohin mit dem treuen Freund, wenn man den ganzen Tag im Büro oder Geschäft ist? Dafür hat sich ein ganz eigener Berufszweig gebildet. Den Begriff "Perronista" würden die Hundebetreuer natürlich ob der Verwechslungsgefahr mit der Präsidentenfamilie niemals verwenden.

Tag 9: Der Irish Pub am Ende der Welt


Der Irish Pub am Ende der Welt: Es gibt viel Bier - nur keins aus Irland...
Jede kleine Stadt, die etwas auf sich hält, hat natürlich einen Irish Pub. Oder? Die südlichste Stadt der Welt hat jedenfalls einen. Und gar keinen schlechten dazu. In Feuerland, genauer gesagt in Ushuaia, stehen Juan und Carlos mehr als fröhlich hinter dem Tresen ihrer "Bar Ideal" und schenken tüchtig einen aus. Dass es im Irish Pub gar kein irisches Bier gibt - also weder Guinness oder Kilkenny - ist Nebensache. Hauptsache ist doch eine Stimmung ist wie am St. Patrick's Day.

Tag 10: Mate-Tee und Schoko-Pinguine

Die Schoko-Pinguine von Ushuaia. Fast zu schade zum Verspeisen.
Wer Südamerika bereist, kommt um den Genuß von Mate-Tee nicht herum. Und selbst am südlichsten Zipfel des Kontinents machen die Menschen den Aufguss des Mate-Tees zur Wissenschaft. So ein bisschen riecht der Tee wie "Gras", eine gleichartige Wirkung bleibt allerdings aus (das schon mal vorweg).
In einem kleinen, ganz bezaubernden Café namens "El Almacen de Ramos General" in Ushuaia, gleich gegenüber der Tankstelle im Ort, weiht uns Kellner Jorge vor dem Einschiffen noch schnell in das richtige Aufbrühen vom Mate-Tee ein. Am Ende wurde ein zehnminütiges Video daraus.