Tag 10: Mate-Tee und Schoko-Pinguine

Die Schoko-Pinguine von Ushuaia. Fast zu schade zum Verspeisen.
Wer Südamerika bereist, kommt um den Genuß von Mate-Tee nicht herum. Und selbst am südlichsten Zipfel des Kontinents machen die Menschen den Aufguss des Mate-Tees zur Wissenschaft. So ein bisschen riecht der Tee wie "Gras", eine gleichartige Wirkung bleibt allerdings aus (das schon mal vorweg).
In einem kleinen, ganz bezaubernden Café namens "El Almacen de Ramos General" in Ushuaia, gleich gegenüber der Tankstelle im Ort, weiht uns Kellner Jorge vor dem Einschiffen noch schnell in das richtige Aufbrühen vom Mate-Tee ein. Am Ende wurde ein zehnminütiges Video daraus.
Hier die Kurzform: Als erstes schüttet man den trockenen Tee in ein passendes, meist kugelförmiges Behältnis. Dann bedeckt man die Öffnung mit der Handfläche und schüttelt das Behältnis kopfüber. Dies offenbar, um den feinen, aber ungewünschten Staub aus dem Tee zu bekommen. Dann gießt man kaltes (!) Wasser über eine Hälfte der Teefüllung. Bis etwa 1/3 des Gefäßes gefüllt ist. Sodann schiebt man einen Strohhalm aus Metall, den es übrigens auch in einer sehr kunstvollen Ausführungen gibt, hinein und gießt erst dann 80 Grad heißes, keinesfalls kochendes Wasser auf. Dabei muss man darauf achten, dass die eine Hälfte der Teefüllung (von oben gesehen) trocken bleibt. Das Ganze lässt man nun etwas ziehen und schlürf den Tee dann sanft durch den Strohhalm. Und tatsächlich schmeckt die Mischung so ganz prima.
Den Aufguss von Mate-Tee muss man zelebrieren...
Der seltsamste Nebeneffekt ist übrigens das plötzliche Wegfallen jedweden Hungergefühles. Ein echter Diät-Tee, wenn man so will. In unserem Fall ein Segen für die Pinguine, die sonst mit Sicherheit alle aufgefuttert worden wären. Denn das Cafe Ramos General hat als ehemaliger Gemischtwarenladen und Konditorei eine zur Gegend passende Spezialität im Angebot: Baiser-Pinguine mit Schokoladenüberzug. Die drolligen Racker stehen zu Dutzenden auf Tabletts und beäugen ihre künftigen Esser schon beim Betreten des General-Stores. Ein Besuch lohnt auf jeden Fall - auch wenn man die Kombination Mate-Tee und Pinguin weglassen sollte.
Somos Papa - "Wir sind Papst!", freuen sich die Argentinier.
Während wir noch unseren Mate-Tee genießen, bricht am Nebentisch plötzlich richtig Tumult aus. Jubel, Staunen, Fassungslosigkeit - spanische Wortfetzen, die man kaum versteht, fliegen von Tisch zu Tisch. Doch dann wird auch uns klar: Der neue Papst ist Argentinier! Und wir bekommen es "Al fin del Mundo", am Ende der Welt, mit. In der südlichsten Stadt Argentiniens. Aufgeregt wird nun telefoniert, aber auch diskutiert. Nicht jeder scheint mit der Wahl von Franziskus I. so einverstanden. Denn Monsignore Jorge Mario Bergoglio, so klärt man uns auf, habe unter der Militärdiktatur sehr eng mit den Machthabern zusammengearbeitet. Was wiederum vielen älteren Argentiniern hier noch sehr präsent zu sein scheint. Die Freude aber, dass ein Argentinier der neue Papst ist, scheint zu überwiegen. Aber ähnlich wie bei Josef Ratzinger und dessen Vergangenheit in der Hitler-Jugend sind die Zeitungen am nächsten Tag voller kontroverser Artikel. Nur die Schlagzeile "Somos Papa" (Wir sind Papst) sucht man vergeblich. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass "papa" in Südamerika auch Kartoffel heißt...


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