Tag 4: Echte Tränen für Evita

Das Grab der Eva Perón. Evita ist noch heute eine Ikone für die Argentinier.
In Buenos Aires gibt es ein Sprichwort: Noch schwieriger als eine (bezahlbare) Wohnung im noblen Stadtteil Recoleta zu bekommen, sei ein Platz auf dem hiesigen Friedhof zu ergattern. Damit haben die "Porteños", wie sich die Einwohner Buenos Aires selbst gerne nennen, zweifellos recht. Der Cementerio de Recoleta ist einzigartig - auch wenn die Bewohner freilich nichts mehr davon mitbekommen. Kurz hinter einem schmiedeeisernen Portal reihen sich wirklich beeindruckende Monumente aus Marmor und Granit aneinander. Grabstätten der reichen Familien. Hier ruhen argentinische Präsidenten, Generäle, Dichter, Denker, Musiker und auch Helden der Unabhängigkeit. Persönlichkeiten der Geschichte - auch unterschiedlichster politischer Couleur - haben hier ihre letzte Ruhe in den wuchtigen mit Engeln verzierten Gräbern gefunden. Gleich nebeneinander. Ganz friedlich.
Ein Grab jedoch ist zur regelrechten Pilgerstätte geworden. Das von Eva Perón. Jener charismatischen jungen Gattin des mitte-links Präsidenten Juan Doming Perón, der nach dem 2. Weltkrieg an die Macht kam. Die junge Eva, eine geborene Duarte aus einfachen Verhältnissen, wurde nur 33 Jahre alt und verstarb an Leukämie. Doch ihr soziales Engagement bleibt den Argentiniern bis heute unvergessen. Immer frische Blumen am Grab von "Evita" bezeugen die fast schon abgöttische Liebe des Volkes zu ihrer Ikone. Ganze Gruppen von Kreuzfahrt-Touristen und auch Japanern tummeln sich im engen Seitengang auf dem Friedhof - denn im Vergleich zu manch anderem Mausoleum nimmt sich das Grab der Evita eher bescheiden aus. Spontan stimmen ein paar Franzosen plötzlich ein eher schräges "Don't cry for me Argentina" an. Was erst peinlich wirkt, reißt auch die Amerikaner mit, die vielstimmig (woher kennen die eigentlich den Text?) einfallen und selbst die Japaner summen bewegt mit. Als der argentinische Fremdenführer ganz berührt seine Mütze abnimmt, ist echte Trauer zu spüren. Gänsehaut. Und bei einigen Ladies glitzern tatsächlich Tränen in den Augen.
Katzen sind die einzigen  lebendige dauerhaften Bewohner de Cementerio.
Stundenlang kann man auf dem riesigen Friedhof umherlaufen. Auch allein. Es gibt keine Absperrungen und Eintritt wird nicht verlangt. Hin und wieder begegnet man Katzen, die den Cementerio zu ihrem Mäusejagdrevier erklärt haben. Nimmt man den Ausgang im Westen, steht man schlagartig in einer modernen Mall, die auch das Hard Rock Cafe Buenos Aires beherbergt. Härter kann ein Kontrast nicht sein. Aber nach dem langen Marsch auf dem Friedhof schmeckt ein kaltes "Quilmes" doch ganz gut. Das lokale Bier, das von deutschen Braumeistern im vorletzten Jahrhundert erstmals in Sudkesseln eingebraut wurde, ist nach einem Stadtteil von Buenos Aires benannt, den es noch heute gibt. Und auch der erste Braumeister hat gleich nebenan seine letzte Ruhe gefunden. 1892 auf dem Cemenerio de Recoleta...

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