Tag 5: Malvinas oder Falklandinseln?


Wenn es um ein paar Inseln geht, versteht der Argentinier keinen Spaß. Es ist der Tag des Referendums auf den britischen Falklandinseln, als wir auf dem Plazo de Mayo im Zentrum von Buenos Aires in eine Protestkundgebung geraten. Mahnend ragen weiße Holzkreuze in den blauen Himmel - im Gedenken an die Opfer, als sich die Argentinier 1982 im Krieg mit den Engländern eine blutige Nase aber auch eine nicht verheilen wollende Wunde holten. Las Islas Malvinas (niemals anders würden die Argentinier "ihre" Inseln nennen) und deren englische Besatzer haben von der Nation 400 Söhne gefordert.

Auf dem Plaza de Mayo, wo sonst eher Sozialisten und Kommunisten die mitte-links Regierung von Christina Fernandez de Kirchner fur die schlechte wirtschaftliche Lage verantwortlich machen, herrschen - nach deutschen Maßstäben gemessen - heute einmal schwer nationalistische Töne. Von einem landhungrigen Kartell der Briten, Amerikaner und Chilenen ist die Rede. Mit letzteren stritt man sich (bis Papst Johannes II schlichtete) um ein paar Niemandsland-Inseln bei Feuerland. In seltsamer Einmütigkeit wird ein Heldenkult mit Fotos der Gefallenen zelebriert und auf den unverzichtbaren, unumstößlichen Anspruch Argentiniens auf die Falklandinseln. Selbst Frau Kirchner, die sehr wohl einen militärischen Konflikt vermeiden will, schlägt derbe Töne an, will die UN als Vermittler einschalten. Das Säbelrasseln lenkt natürlich ganz bequem von der schweren innenpolitischen Krise ab, die das Land seit einigen Jahren erfasst hat.
Freilich: Seit vor den Islas Malvinas große Gas- oder Ölvorkommen (so genau wissen die Leute es auf der Straße dann auch nicht) entdeckt wurden, sind die Falklandinseln wieder ein Thema. Ganz unerträglich wir es dann, wenn plötzlich ein deutsches Lehrerehepaar mit Anti-Atomkraftsticker und Friedenstaube auf dem Rucksack auf der Plaza de Mayo größtes Verständnis für das Anliegen der - wohlgemerkt rechten - Demonstranten äußert. Von wegen koloniales Auftreten der Engländer, die da nichts zu suchen hätten.Das kommt in etwa so rüber als würden die beiden vorm Brandenburger Tor einen Vertriebenenverband zur Rückholung des Sudetenlandes unterstützen. Aber die Kreuze für die Gefallenen sehen halt cool aus und eine Demo ist immer prima. Beschämend.
Das Referendum auf den Falklandinseln geht an diesem Tag übrigens mit 99,7 % für den Verbleib bei Großbritannien aus. Vermutlich hätten - selbst wenn nur Argentinier auf der Inselgruppe leben würden - diese auch für einen Verbleib bei den Briten gestimmt, denn der argentinische Peso hat sich im Wert in den letzten vier Jahren so in etwa halbiert. Und auf den Inseln gilt das Pfund als Zahlungsmittel.

Am besten - das schreibt aber keiner der Kommentatoren, auch nicht der Linken oder Liberalen - wäre eine gemeinsame, ökologisch sinnvolle Hebung Bodenschätze. Denn die argentinischen Häfen braucht man dazu ohnehin. Ein Urlaubsparadies, das steht mal fest, werden die von ein paar Schafzüchtern bevölkerten Islas Malvinas mit Sicherheit nie.


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